@tim:
Weiter hat jetzt auch der Letzte hier mitbekommen, dass es Leute gibt, die für eine höhere Erbschaftssteuer sind. Ich finde diese Entwicklung fatal, auch wenn ich dadurch nicht betroffen wäre. Zumindest aber müssen sogar diese Neid-Debattierer einräumen, dass die Frage einer noch höheren Besteuerung nichts mit einem "gesamtwirtschaftlichen Schaden" zu tun hat. Was soll so ein Mist?
Dass es kein "Mist" ist, erklärte ich. Erstens kann es da nur um Erbschaften ab einer zu definierenden großen Höhe gehen, zweitens könnte man eine der Zinseszinsformel entsprechende Progression einbauen (Exponentialfaktor). Drittens kann "Neid" als Sozialkorrektiv sehr sinnvoll sein. Viertens ist klar, dass er nur von unten nach oben, nicht umgekehrt erfolgen kann. Denn niemand wäre auf Elend, Hunger, eingeschränkte Möglichkeiten neidisch. Und DAS, was ein "einfacher Mensch" als Lebensglück haben könnte, würde ein machtorientierter Mensch sowieso nicht mentalitätsbedingt nachvollziehen können.
Fünftens - und das scheint mir am Wesentlichsten - geht es darum, eine PERVERTIERUNG des Leistungsbegriffs klarzustellen.
Erben IST KEINE LEISTUNG. So viel Ehrlichkeit muss JEDER von uns haben. Es ist keine Leistung, in Wohlstand zu leben, weil Papi ein ausgebuffter Geschäftsmann war.
Es ist verständlich, wenn man "sorgenfrei" leben möchte. Aber man muss dann so aufrichtig sein, das nicht Leistung (nicht im physischen, sondern im ethischen Sinne) zu nennen. Zum zweiten wäre da die Überlegung, inwiefern die eigene Sorgenfreiheit nur dadurch entstehen könnte, dass die Sorgen Dritter gemehrt werden. (Irgendwann käme die Thermodynamik ins Spiel).
Von einem "gesamtwirtschaftlichen Schaden" kann man meinethalben sprechen, wenn von Arbeitsverweigerern wie ... Ihr wisst schon ... die Rede ist, oder von Schwarzarbeit oder von Steuerflüchtlinen. Aber nicht in diesem Zusammenhang, auch wenn es polemisch gerade gut in den Kram passt.
Das scheint mir vom Grundsatz her richtig gedacht. Aber ich bezweifle, dass es von der VERHÄLTNISMÄßIGKEIT her richtig sein kann.
Ich würde auch Themen wie "Schwarzarbeit" und "Steuerflucht" in ihrer Wertigkeit unterscheiden wollen.
Schwarzarbeit habe den relativen volkswirtschaftlichen "Vorteil", dass überhaupt noch konkrete Werte entstünden (statt Illusionswerte -> siehe "Wachstum" des Geldes, ohne Kopplung an Realwirtschaft). Ihr Nachteil ist, dass das Problem der Sozialversicherung ignoriert wird (teils aus Not, teils aus Asozialität).
Steuerflucht - hat AUCH zwei unterschiedliche Qualitäten:
a) Misstrauen gegenüber dem abstrakten Gebilde Staat, es werde TATSÄCHLICH GELEISTETES wegnehmen.
b) Asozialität (Geiz und Egomanie der Reichen)
Ich würde in der WERTUNG also unterscheiden wollen, WIE das Geld ERWIRTSCHAFTET wurde.
Bitte Tim sei doch ehrlich! WAS - verdient eine Krankenschwester? Was - verdient ein "Investment-Banker"? Die Krankenschwester wird GANZ SICHER NICHT, unbehelligt wie der Manager durch das Schengen-Abkommen, die Grenzen mit dem Geldkoffer überqueren.
Bei der Krankenschwester, dem Müllmann, der Einzelhandelsverkäuferin ist ALLES DOKUMENTIERT, ERFASST. Und selbst, wenn es das NICHT wäre, würde sie / er das nicht tun. Ganz einfach: weil es sich nicht LOHNTE. Und weil mit Berufen auch bestimmte Mentalitäten und Charakterlichkeiten verbunden sind.
Mit Armen-Bashing hat es auch nichts zu tun, wenn die Überlegung angestellt wird, dass viele trotz schwerster Arbeit nicht über die Runden kommen (Ralf sprach mal von den Einommensverhältnissen auf dem Bau), während andere wahre Schnorrer-Weltmeister sind. (Ich kenne einige davon; wer das in Abrede stellt, hat keine Ahnung von den Realitäten).
Immerhin gut, dass du den Begriff "Realitäten" statt den Begriff "Wahrheit" nimmst! Für einen Christen ist das ein Fortschritt!

Was ist denn dein Schluss daraus, Tim? Dass es zwar schade ist, wie ungerecht die Welt ist - aber eben nicht zu ändern?
Immerhin ist es eine Wohltat, das erste Mal seit Jahren nicht noch von den finsteren Machenschaften der von Pan nicht genehmen Personen wie Westerwelle oder den bösen Christen lesen zu müssen.
Muss man sich Sorgen machen, Pan?
Nein, Tim. Zwischen den beiden Gruppen "Pseudomarktradikale" und "Religionsfundamentalisten" gibt es allenfalls bedingte Vergleichbarkeiten.
Westerwelle, als Vertreter und Sprecher der erstgenannten Gruppe, handelt mit Vorsatz. Der Typ hat von Kindheit an gelernt zu provozieren, um von eigener Unfähigkeit abzulenken. Er WEIß, dass er heiße Luft produziert.
"Böse" ist ein kindlich-wertender Begriff, den ICH nie verwenden würde. Christen sind nicht "böse". Geistig unzurechnungsfähig - würde, wollte man provozieren - besser passen. Sagen wir so: Es gibt ein augenscheinliches Auseinanderklaffen von Anspruch und Wirklichkeit, eine Neigung zum Illusionären. Christen, sofern nicht Amtschristen, sondern Basis-Schafe, haben ein absolutistisch-unterwürfiges Weltbild, aufgrund dessen sie sich gern Verantwortungen entziehen, immer mit dem entscheidenden Verweis auf eine (wie immer geartete) "höhere Instanz".
Und freilich machen sie sich (etwa gegenüber Muslimen) lächerlich, weil sie behaupten, einen Eingottglauben zu haben, faktisch jedoch einen Mehrgottglauben pflegen. Ihr historisch-diplomatisches Desaster, entstanden auf dem Konzil von Nizäa.